Helrunar
Vanitas Vanitatvm



1. Es ist ein sterbendt Liecht


2. SATVRNVS

Verdorben war die Erndte der letzten Jahre/
ein gärig Gram hat noch nümmer saturieret.
Wir wältzten uns durch die Leiber todter Pferde und schabten Reste mit steinernem Gezier.
Schamlos hallten die Stimmen im nebligen Gesääl als aus dem Dunckel einer alten Triade/
trat der Älteste der Schnitter/
zu bringen aus eine newe Saat. Hoch über den Äckern thront sein Zeichen/
aus seiner Achsel triefen Fäwlnis und Verrath. Nun fällt auf Dich sein Schatten/
aus dem die Sichel bricht/
nun kreuzt er dein Gestirn/
es ist ein schwindend Liecht.
SATVRNVS ...er tanzt mit uns/
sein Lied ist Klage und Geschrei.
SATVRNVS ...er trinkt mit uns/
sein Wein ist unser Blut.
SATVRNVS ...er speist mit uns/
wirft unsere Knochen in den Kessel.
SATVRNVS ...er erntet uns.
Und uns're Zeit wird golden. Er schnitt dem Vater das Fleisch vom Firmament/
mit feuersteinernem Messer/
nun kehrt er wieder aus dem Τάρταρος. Heil dir/
grosser Verschlinger!
SATVRNVS ...er trinkt mit uns/
sein Wein ist unser Blut.
SATVRNVS ...er erntet uns. Und siehe! Unsere Zeit wird golden!
SATVRNVS ...er speist mit uns/
wirft uns're Knochen in den Kessel.
SATVRNVS ...er opfert uns. Und dies sind uns're letzten SATVRNALIEN.


3. Λωτοφάγοι

λωτός φαγεϊν/
λωτός φαγεϊν.
Oh έντροπία/
du bist mein Schild und meine Stärke/
die, auf die ich traue/
wir sind deine Gesalbten. Reifgekrönt ist dieses bleiche mehr/
sein Rand ist Fingerbrand. In diesen Wassern wuchsen die Messer für unsere zaudernden Seelen!
Wir schneiden Schwären aus einander und nennen sie "All"/
wenn wir zur Welt sie werfen. Gesegnet sei das Seidwerk unserer nichtigen Suche!
Seht den Leib dahin gegeben. Oh heilige Empörung! Du bist mein Stecken und mein Stab. Die/
die mich führet und behütet vor dem Schatten des Todes! Und willig öffnen wir unser Fleisch/
zeigen uns Wunden und sehen sie nicht/
unser Geschlecht tropft hechelnd an jedem neuen Traum. Und ach! Wie schön wird sind!
Ich sah es im Flimmern unserer kalten Entfernung. ἅνθρωποι φαγεϊν/
ἅνθρωποι φαγεϊν.


4. Blutmond

Es mehren sich die Zeichen.
Heut träumte mir die Mondin in rot/
flutend drei Finger landunter.
Deszension - neun Tage bis Blutmond.
Die Stirn streift das Verborgene/
etwas ist kälter als zuvor/
der Blick betastet kahles Gemäuer.
Dissoziation - sechs Tage bis Blutmond.
Das Vertraute ist zerschwiegen/
das Mahl ward mir im Mund zu Staub.
Schon sechs Tage der Folter/
das ganze Firmament ist Wunde.
wie oben/ so unten/ wie aussen/ so innen/
Ahnung eines Opfers.
Hoffnung auf Erlösung/
die schon im Werden sich bereut/
altes Licht/ erschöpfte Schuld.
Kontemplation - drei Tage bis Blutmond.
Lange Schatten fallen/
die Sonne brandet schwarz
und reicht der Nacht die Hand.
Disparision - heute ist Blutmond.
Nach Grab riecht das Verlies/
da sind Fackeln vor den Toren/
Schemen auf der Treppe/ eine Hand greift.
Only the dead know the redemption of Sacrifice.


5. Da brachen aus böse Blattern, am Menschen und am Vieh

Da brachen aus böse Blattern/
am Menschen und am Vieh.
Gross war das Geschrouw und/ ohnbemerckt/
wuchs Wildnis rings umbher.
Gesichte wurden graw. Als ein Sprecher auff dem Markte sagte/
unter Threnen: "Uns nur drei Jahre bleyben/
bis wir verzehret von der Plagen!" so hob ein grosser Jammer an/
doch ach! Diss flehend Bussgebet ward vergessen in drei Tagen.
Manche verbargen ihr Geschwür/
andere lechzten nach Schuldigen/
da wurd der Freund dem Freunde Wolff/
von den Galgen hingen manche Geächteten.
Und viele wältzten sich durch Strassen/
reckten Fäuste/ zu zuschreien ihren Todt.
Doch von den Türmen war'n sie Maden/
wühlend im eig'nen Unrath und Koth.

Sterbend trugt ihr uns nach draussen/
warfft uns're Leichen auff den Hauffen/
decktet die Körper mit Zement/
verwehrtet uns das Sakrament/
träncktet den Todtenkopf mit Wein/
liesset zum fawlen uns allein/
nach Pest und Todt stinkt diese Stadt/
doch ihr begrabt uns nicht!
Ewer Leben ist gemachet auss dem Todt der anderen/
ihr düncket ewch unbehelligt/ doch wir/ die Todten/ starren!
Nicht Stein noch Mawer/ Tor noch Turm/
können bannen Ewre Forcht. Nun erschawderet!
Dann wir sind Legion.
Wir. Sind. Legion.


6. VANITAS VANITATVM


7. In Eis und Nacht

Wo ist/ oh Mensch/ dein Sieg?
Nur Tannenzweig im Walde.
Wo ist/ oh Mensch/ deine Macht?
Nur Tropfen Tau in Eis und Nacht.
Von der Schulter des Ώρίων
zu den Nebeln am Tannhäuser Tor/
sind dein Blut/ Schweiss und Tränen im Regen verloren.
Tief ist das Dunkel deiner nicht genutzten Wege/
hier streift die Ferse das Verborgene
und an deiner Seite flüstert es leis':
"Heil ist nur die Welt, von der man nichts weiss."
Schnell ist dein Heim vom Sturm zernichtet
und verschlungen von der Erden.
Du bist Asche aus den Hertzen toter Sterne
und zu Staub sollst du werden.

Wo ist/ oh Mensch/ dein Sieg?
Nur Tannenzweig im Walde.
Wo ist/ oh Mensch/ deine Macht?
Nur Tropfen Tau in Eis und Nacht.
Wenn irgendwann das Licht vergeht/
in vielen/ unzählbaren Jahren/
wird es dein Werk/ das nicht mehr steht/
niemals gegeben haben.


8. Nachzehrer

Spürst du es nicht auch? Diesen Hunger/
diesen fern greifenden Hunger/
den nichts zu stillen vermag?
Dieser Durst/ dieser Durst/ dieser leer getrocknete Durst!
Komm'/ lass' mich dich trinken!
Einst war mir die Welt ein ungewolltes Dickicht/
bis ich dich darin fand/ du schönes Blatt im Wind.
Ich folgte dir auf deinem Weg nach unten/ fing dich auf.
Da waren Adern/ Zeichen... gleich den meinen.
So nahe kamen wir uns/
doch uns entglitt der Silberkelch/
du warfst mich in ein frühes Grab/
verscharrtest mich.
Doch dann kröntest du mich mit Lilien... da wusste ich/
dass es für uns nicht das Ende war.
Im Sterben stahl ich ihn von dir/
den Flicken für mein totes Herz/
den jetzt mein Speichel netzt.
Dein Duft durchhaucht noch meinen schwülen Leichentraum/
noch immer folge ich Dir/ unbewegt.
In meiner Kälte nage ich an deiner Ferse/
aus der Tiefe trinke ich dich bis zur Neige/
bis du dich endlich zu mir legst.
Ich zehre von/ ich zehre nach/ ich verzehre mich nach dir.
Bis ich dich nicht mehr kenne. Und mich. Ich liebe dich.


9. Als die Welt zur Nacht sich wandt

Leb wohl Menschheit/
dann auff dich ist nicht zu trawen noch von dir nichts zu hoffen.
In deinem Haus ist das vergangene verschwunden/
die Gegenwart entschwindet und die Zukunft brennt vor Zweiffel.
Das Beständigste fällt und das Stärkste zerbricht und selbst das Ewige nimmt ein Ende.
Und in hunderten Jahren lebten wir nicht eine Stunde.

Wir wurden truncken aneinander/
leerten die Kelche bis zum Argwohn/
dass keine Hand mehr die andre fand/
als die Welt zur Nacht sich wandt.
Leb wohl Menschheit/
denn du nimmst dich gefangen und lässt dich nicht lebend gehn.
Du betrübest und tröstest nicht/
du raubest und du gibst nichts zurück.
Bei dir ist kein Freud ohne Kummer/
kein Fried ohne Zwietracht/
kein Ruhe ohne Forcht/
kein Ehr ohne Makel nun/
als die Welt zur Nacht sich wandt.
Seit hunderten von Jahren wartend auff ein Urtheil/
für jeden newen Sündenfall.
Kein Gott schlug dich/
so richtest du dich selbst/ und endlich/ erleichtert/ fährst du zur Hölle.


10. Νεϰρόπολις

Angst über der Stadt/
Gestanck nach Kranckheit und Pisse/
der Hausrath lag zerschlagen allenthalben.
Da kam eines Tages ein Händler/
der bot feil viel schön Gezäh/
umb wohl zu richten was zerschlagen.
Und zum Beweise begann er dran zu schaffen und zu würcken mit grossem Gewese.
Doch als er kam zu Ende/
da war alls zernichtet und nichts gerichtet.
Da jauchzte die Menge und riss ihm von Händen das nutzlos Gezäh in grosser Zahl.
Andern Tags kam ein weiterer/
der bot an viel geheime Tincktur/
die eine Zauberwürckung habe gegen Siechtumb.
Staunend fragten die Leute nach der Anwendung.
Da vergoss er das Liquid in die Gassen/
die Menge raunte und stürmte den Karren es ihm gleich zu thun.
Und da waren die Strassen wie von Blut.
Weitern Tags kam ein Dritter/
um zu preisen das Geschöpfe seiner Truckerei/
newe Zeytungen/ fliegende Blätter und manchen Calender.
Doch als die Seiten auff geschlagen/
so fand sich darin kein Zeichen.
Die Blätter waren nicht gelehrt, doch dennoch leer.
Da erhob sich ein Triumphgeschrei/
sie riefen "Preiset diese Drei! Gerettet sind wir Bürger nun/
sie brachten alles/ so wir brauchen!"
Ein alter Mann stand abseits nur/
zu betrachten diese Schaw/ arg sinnend/ finsteren Gemüts.
"Wie recht ihr habt" sprach er voll Grimm/
"wohl habet ihr erworben/ was geboten.
Dann nichts brauchen die Todten. Nichts brauchen die Todten."


11. Der Tag an dem das Meer seine Toten freigibt



Lyrics in plain text format



Main Page Bands Page Links Statistics Trading list Forum Email Zenial