Helrunar Baldr ok Íss 1. Dickichtgott 2. Loka Lögsaga 3. Schwarzer Frost 4. Baldr 5. Íss 6. Winter 7. Glámr 8. Hunta and Boga 9. Til Jardar 10. Baldrs drauma 1. Dickichtgott Schweigend saß ein Gott im Dickicht nur Blätter werfend hauchend zweigend nicht bilderstürmend blindend Einige nur ahnend gründend lasen seine Zweige auf nieder neigten sich zur Erde Doch heckengleich wuchernd dürr dem Dornengriff erliegend erheben sich zu beiden Seiten jene, die meinen sie seien seine Erwählten und dürften urteilen und morden in seinem Namen Narren! Wer seid ihr, daß ihr meint den Willen eines Gottes zu kennen? Ihre Schrift ist bleich 2. Loka Lögsaga Heiliger, Höd-gleich blind hebst du den Bannspeer Dein eigen Bild ins Tuch gewebt auf das es jeder sehe. Predige Freiheit, erfreue dich an Folgsamkeit Bedecke dich und bete in deiner Demut Zier... Erwählter, hat dir dein Gott gesagt Dass deine Angst die Mittel heiligt? Je heller das Licht, desto tiefer der Schatten. Ich speie auf dein weißes Gewand... "Verztu Þat, Maðr, 'ef vit einir skulum Saryrðum sakask, auðigr verða mun ek i andsvörum, ef Þú mælir til mart" [Lokasenna, 5] "Hvi Þegið ér svá, Þrungin goð, at Þer mæla né meguð? Sessa ok staði Velið mer sumbli at, eða heitið mik beðan." [Lokasenna, 7] Neide mich um meine Glut, meide und verneine mich Träufle dein Gift in mein Ohr und Angesicht. Ich bin die Flamme, die dem Frost widersteht Ich reiche dem Blinden das Eisen... "Dazu bin ich erschaffen, hinwegzusingen über notgedrungene Lügen. Sichelhaft, Mondhaft. Vergossen soll ich werden in die Lilien. Sichelhaft, Mondhaft. Solche wie uns werden sie nicht begreifen, hier, hier, hier oder da. Sie werden nicht Purpurpracht aus unseren Stimmen reißen, stürmend sprechen wir ihr wirres Innen aus. Lasst sie Rossfleisch schlagen, auf dass sie rasen können... Wir werden in den hohlen Bäumen warten, herausschreien werde ich uns und dem Wind mich beugen und bittere Trauertränen heulen. Dazu bin ich erschaffen, hinwegzusingen über notgedrungene Lügen. Sichelhaft, Mondhaft. Vergossen soll ich werden in die Lilien. Sichelhaft, Mondhaft." [Joanna Laurens, "Die drei Vögel"] 3. Schwarzer Frost Der Norden gab dem Dunkel eine Sprache kristallklar wie eine Winternacht hetzende Meute, fernes Gelächter ein Weg ins Dickicht, dem folgen sie nicht Schwarzer Frost - Ich werde Winter Schwarzer Frost - von mir bleibt nur Kontrast Schwarzer Frost - Ich werde Schattengesicht Keine Kälte rührt mich Peitschende Zweige, blutende Zeichen Ich frage die bleiche Todin nach mir Bis mich das weiße Leichentuch deckt Der Schneesturm - mich tötet er nicht... Ich schreibe Kvasirs Blut in schwarz schlage voll Grimm die Harfe in der Schlangengrube werfe alles was Nacht ist in mir ich schneide das Gelächter... Die Meute verkämpft sich im Dickicht wenn der Winter ihre Bilder stürmt der Norden gab dem Dunkel seine Sprache kälter, schneller und stärker... 4. Baldr Wessen Hand reichte den Speer? War es ein Gott oder Mensch? Wer hat sich die Sprache verlichtet? Und dem, der geblendet nur Schweigen sah? Wer wandte den Blcik vom Schatten? Und wer warf ihn ins Feuer? Erst starb der Blutende dann das Wort das Licht ist nicht so fest wie es scheint "Ek sá Baldri blodgum tivur, Odins barni örlög fólgin stód um vaxinn völlum haeri mjór ok mjök fagr mistilteinn." [Völuspa, 31] 5. Íss Eis. Sturm. Tief. Innen. Rune am toten Horizont Eis vor der Sonne gefriert Geist zu Materie Eis ist das Eisen du bist die Klinge Eis ist Speer Weg ohne Wiederkehr Eis ist Ruine Durst der Steine Eis ist Thron stehend starr Eis friert Mythos brennt die Stirn Eis ist Stillstand im Fluß. 6. Winter [Instrumental] "Im Schloss der silberhelles Schneenacht dort schlummert alles weit und breit, und nur ein ewig wildes Weh wacht in einer Seele Einsamkeit. Du fragst, warum die Seele schweige, warum sie's in die Nacht hinaus nicht giesst? - Sie weiß, wenn's ihr entstiege es löschte alle Sterne aus." [Rainer Maria Rilke, Traumgekrönt XV] 7. Glámr Livet forsvinner langsomt fra deres oyene ingen lyd kan hores i deres mektige kor Tusen blakke ansikter tusen torre hender det susler og rasler pa deres kalde mark Iskald, likblek, Glamr Iskald, likbek, Draugr De dreper sakte de dreper stille de dreper sedelig menneskheten er skriking og stank Es tötet langsam es tötet still es tötet schön wenn du schläfst es tötet jeden für sich selbst ein Teil bleibt ein Teil Wir sind eine Welle die sich uferlos bricht niemand weiß wohin... ...wir vielen... 8. Hunta and Boga Verbrannt Erde. Bogen. Jäger. Ich wittere Verwitterung vom festlichen Thron des Tyrannen wer bewacht die Wächter? Welk krönt Geweih di ungeweihte Stirn verwesender Herrscher der König, der die Macht überdehnt bricht Bogen, Rad und Pfeil Stirn der Krone geifert nach Ewigkeit Maden im eigenen Fleisch doch Elchried dürstet nach Blut und Aas ist ohne Frucht... Hunta and Boga, blaeda gedreosap Hunta and Boga, wynna gewitap Hunta and Boga, wera geswicap Hunta and Boga, Hunta and Boga Geweih in Asche. Bogen. Jäger. ich wittere Verwitterung vom festlichen Thron des Tyrannen die Sehne wirft den Pfeil Laut sind die Stimmen, still muss der Jäger sein das Ziel hat kein Gesicht der Bogen schließt den Kreis begrabt mich wo der Pfeil fällt... 9. Til Jardar Hier wo der Wind die Stimmen schlägt zu Ymirs Knochen ein langer Weg über Grab und Distelzweig über Grab und Mistelzweig Spalt der Steine schneidet Himmelsrad Sturm der Nornen zerrt am letzten Pfad tragt den Leib zur Erde vor den anderen... Mondin aus Wasser netzt die Stirn geschöpft vom Kessel der grünen Erde die Wundenschlange schlingt den Baum der Schlacht wenn der kalte Speer das Rad zerbricht Mondin aus Wasser netzt die Stirn geschöpft vom Kessel der grünen Erde die blaue Schlange schließt den Kreis wenn der Sonnenstab den Leib erreicht Hier wo der Wind die Stimmen schlägt zurück zur Quelle ein langer Weg wieder steigt der Himmelsschild seht nach Osten... 10. Baldrs drauma Senn váru æsir allir á þingi ok ásynjur alla á máli, ok um þat reðu ríkir tívar, hví væri Baldri ballir draumar. Upp reis Óðinn, alda gautr, ok hann á Sleipni söðul of lagði; reið hann niðr þaðan niflheljar til; mætti hann hvelpi, þeim er ór helju kom. Sá var blóðugr um brjóst framan ok galdrs föðr gól of lengi; fram reið Óðinn, foldvegr dunði; hann kom at hávu Heljar ranni. Þá reið Óðinn fyrir austan dyrr, þar er hann vissi völu leiði; nam hann vittugri valgaldr kveða, unz nauðig reis, nás orð of kvað: "Hvat er manna þat mér ókunnra, er mér hefir aukit erfitt sinni? Var ek snivin snævi ok slegin regni drífin döggu, dauð var ek lengi." "Vegtamr ek heiti, sonr em ek Veltams; segðu mér ór helju, ek mun ór heimi: Hveim eru bekkir baugum sánir flet fagrlig flóuð gulli?" "Hér stendr Baldri of brugginn mjöðr, skírar veigar, liggr skjöldr yfir, en ásmegir í ofvæni; nauðug sagðak, nú mun ek þegja." "Þegj-at-tu, völva, þik vil ek fregna, unz alkunna, vil ek enn vita: Hverr mun Baldri at bana verða ok Óðins son aldri ræna?" "Höðr berr hávan hróðrbaðm þinig, hann mun Baldri at bana verða ok Óðins son aldri ræna; nauðug sagðak, nú mun ek þegja." "Þegj-at-tu, völva, þik vil ek fregna, unz alkunna, vil ek enn vita: Hverr mun heift Heði hefnt of vinna eða Baldrs bana á bál vega?" "Rindum berr Vála í vestrsölum, sá mun Óðins sonr einnætr vega: hönd of þvær né höfuð kembir áðr á bál of berr Baldrs andskota; nauðig sagðak, nú mun ek þegja." "Þegj-at-tu, völva, þik vil ek fregna, unz alkunna, vil ek enn vita: Hverjar ro þær meyjar, er at muni gráta ok á himin verpa halsa skautum?" "Ert-at-tu Vegtamr, sem ek hugða, heldr ertu Óðinn, aldinn gautr." "Ert-at-tu völva né vís kona, heldr ertu þriggja þursa móðir." "Heim ríð þú, Óðinn, ok ver hróðigr, svá komir manna meir aftr á vit, er lauss Loki líðr ór böndum ok ragna rök rjufendr koma."