Agrypnie F51.4 1. Intro 2. Und führet mich nicht in Versuchung "Dort im Feld" sagen die Nachbarn "stand er still und schien zu lauschen Keine Schuhe an den Füßen, wirr, zerzaust, wie willenlos." "Dort im Feld" sagen die Nachbarn "stand er still und schien zu kämpfen Etwas in den dürren Fingern, und die Arme lagen bloß." [Dämonen:] Unser ist dein Leben, weil wir alles sehen, was du tust Unser ist dein Körper, weil dein Geist in uns'ren Fesseln liegt Dein ist nur der Traum von Freiheit, der verkümmert und verdorrt Dein war nur die Hoffnung doch die Hoffnung, scheint es, ist versiegt [Ich:] Und so ist der Weg ans Licht... Wenn man hasst, was einen treibt Wenn man nur als Hülle lebt ...der, dass man nicht länger bleibt "Dort im Feld" sagen die Nachbarn "stand er still und schien zu schreien Ausgemergelt, blass, zerschunden, und er schwankte dann und wann." "Dort im Feld" sagen die Nachbarn "stand er still und schien zu ringen Zog sich zitternd erst Metall am Arm entlang und stürzte dann..." 3. Auf den nackten Korridoren Auf den nackten Korridoren tausend anonyme Türen In den Händen tausend Schlüssel, die in tausend Räume führen Keine Nummern, keine Zeichen, keine Worte, die verraten Welche kalten Korridore hinter tausend Türen warten Zwischen Türen bleiche Wände, viel zu nah und zu verschwiegen Auf den Meilen, die vergangen, auf denen, die vor dir liegen Einzig deine hohlen Schritte und dein Ruf in tiefes Schweigen Hallt von diesen Wänden wider, die nicht einmal Schatten zeigen Irgendwo auf diesen Fluren muss es weit're Seelen geben Irgendwo zwischen den Mauern müssen weit're Menschen leben Willst du wirklich weiter laufen, warte doch, bis man dich findet ...niemand würde dich beachten, denn wer stehen bleibt verschwindet Alles, was es gibt, sind Flure, und die Hoffnung stirbt zuletzt Und sie ist der einz'ge Grund, weshalb du ständig weiter hetzt... 4. Cogito Ergo Sum Warum nur noch leere Seiten in all meinen Tagebüchern? Telefone klingeln weiter, wenn der Hörer abgenommen Nachbarn, die mich nicht mehr grüßen, Spiegel, die mich nicht mehr kennen Freunde, die nichts von mir wissen und schon lange nicht mehr kommen Sollten nicht in Fotoalben Bilder von vergang'nen Zeiten Sich an mein Gesicht erinnern auf so vielen bunten Seiten? Sollte nicht ein alter Freund, der mich schon kennt seit jenen Tagen Antworten auf meine Briefe, antworten auf meine Fragen? Sollte nicht auf diesem alten Klingelschild mein Name stehen? All diese bekannten Menschen, die nur grußlos weitergehen Leere Briefkästen, in denen früher täglich Briefe lagen Nachbarn, die nicht einmal mehr lustlos nach der Gesundheit fragen Sollte nicht Erkennen in den Augen von Kollegen blitzen? Sollten nicht die Eltern viel zu lang bei mir am Tisch noch sitzen? War da nicht auch Liebe und ein Herz, das meinem so verbunden? Stetig geht mein Atem, doch ich bin aus dieser Welt verschwunden... 5. Kerkerseelenwanderung Die Welt wie ein Leben, das niemand erfüllte Ein schützendes Heim, dessen Wände zu kalt Ein Haus voller Räume, die sich alle gleichen Und in dessen Fluren Eintönigkeit hallt Die Welt nur ein Laken und Schemen statt Licht Gedämpfte, entfernte, verebbender Klänge Die Schlaflieder Summen weit hinter den Mauern Ein stetiger Taumel zu Morpheus' Gesängen Die Welt nur ein Körper, mich fesselndes Fleisch Ein Kerker, der Träume wie Zierfische hält Den wandernden Geist auf den Erboden zwingt Zurückreißt in eine zu greifbare Welt Der Schlaf eine Welt, in der Grenzen verschwimmen Der Traum wie die Schwingen in's Land ohne Sorgen Der Wunsch zu entkommen, dem Jetzt zu entfliehen Doch Ikarus' Schicksal, es kauert am Morgen 6. Spiegel? Der Spiegel, so sagt man, zeigt nichts als die Wahrheit, Der Spiegel, so sehe ich, zeigt mein Gesicht. Warum zeigt der Spiegel so glatte Konturen, Als sähe er all die Verletzungen nicht. So kalt pocht die Haut seit die Seele gebrochen, So kalt rinnt der Schweiß in ein Netzwerk aus Narben. Warum zeigt der Spiegel noch immer das Lächeln, Und alles im mich in so schillernden Farben. Wozu noch ein Spiegel, der nichts ist als Lüge? Das Leid liegt wohl hinter den zweifelnden Augen Zerschlagt eure Spiegel und sammelt die Scherben Denn die werden sicherlich etwas taugen. Spieglein, Spieglein an der Wand Wohin das Licht im ganzen Land? 7. Masken Mein Gesicht In den Straßen In der Menge hinter dir Und du weißt nicht einmal, dass es dich so oft erblickt Und wenn, du sähest nichts als ein Gesicht Mein Gesicht Auf dem Bahnhof Auf der Arbeit vor dir Und du glaubst, du wüsstest, mit wem du da täglich sprichst Dabei siehst du nichts als ein Gesicht Mein Gesicht Jeden Morgen Jeden Abend neben dir Und du glaubst du wüsstest, was sich hinter ihm verbirgt Dabei siehst du nichts als ein Gesicht Mein Gesicht An den Flüssen An den Ampeln flüchtig nur Und du kannst nicht wissen, ob es sich viel mehr noch wünscht Denn du siehst nicht mehr als ein Gesicht Dein Gesicht In den Spiegeln In den Augen unsicher Bist du wirklich der, den sie seit Jahren vor sich sehen Denn sie sehen nichts als ein Gesicht 8. Glas Klirrende Gedankenscherben Risse, Kreischen, jähes Bersten Wände, die wie Klingen wüten Mauern, die in Splittern sterben Flüsse, die wie Eis zerspringen Alle Mauern mir sich reißen Tosend deine Welt zernarben Alles in die Knie zwingen Dein Kristallgeist spürt ein Ende Fenster platzen, regnen nieder Jeder Halt, nach dem du tastest Schneidet tief in wunde Hände 9. Outro