Fäulnis Gehirn zwischen Wahn und Sinn 1. Morgengrauen Das erste Grau bricht durch die Nacht Legt sich bleiern über die Totenstadt Hier wird man morgens nicht vom Volgelgeschrei geweckt Hier frisst sich die Stille schon am Morgen durch den Kopf Und noch immer scheint kein Licht am Horizont Nur das Grollen weit entfernt in deinem Kopf Spürbar aber leblos verzehrend in dir drin Vergiftend im Erwachen Das Gehirn zwischen Wahn und Sinn 2. Angstzustand Ein langer Gang... Von flackerndem Neonlicht fahl erleuchtet Pressen sich die Schatten an den Wänden entlang Kriechen hervor aus schmalen Öffnungen Geschlossene Türen und keine Fenster Störgeräusche, ein Surren erfüllt die Luft An Ende des Ganges steht ein blinder Greis Die Hände vor die verdorrten Augenhöhlen gepresst Ein Schrei erklingt in drückender Stille Wird gefressen von der Stille Schatten zucken hinter ihm, wie flügelhafte Tentakel In seinen Armen erstrahlt das neugeborene Kind Der Boden verblasst Ein Nebenmeer Aus Knochen und Staub Mein Atem, ein weißer Dunst Kälte... ...und Stille... 3. Weiße Wände Verflucht der Tag, an dem die Sonne erlosch Kein Tag seitdem vergangen ohne blinden Krankheitswahn Wenn totes Seelenfleisch vom Körper fällt Der Glanz von weißen Wänden die Haut verbrennt Reglos, starr der Körper komatös in sich gefangen Verstand und Handlungswillen in der Lethargie ersticken Augen starren tagelang nur leblos an die Wände Schleichend und in Stille geht es mit dem Menschen zuende Glieder tot - Gehirn tot - Alles stirbt - Herz tot. Ich starr an kalte Wände - blutig schlag ich mir die Hände 4. Kopfkrieg Mein zerschossenes Gehirn Eine weitere Nacht allein Der Puls läuft Amok Allnächtliches Ersterben Sturmfeuer Stille Blut klebt an den Kacheln Durchgesiebt der Verstand Blitzlichtgewitter 5. Landgang Grauschwerer Betonnebel und nikotingetrübte Stimmungsdepression. Wolkenriesen liegen über der Stadt - zerfurcht und aufgedunsen. Ich laufe durch diese alten Straßen und wie überall riecht es nach Dreck und Pisse. Mein Kopf wieder voller Störgeräusche, als diese Stadt plötzlich aufhört zu atmen. Die Meisten haben die Stadt längst verlassen, nur ihre Leichen laufen hier noch rum. Die hässliche Fresse der Zerfalls lauert in jedem Hauseingang. Eine Fäulnis befällt die Betonwüste und frisst sich fest in ihre Tiefe. Und gezüchtete Seuchen überwuchern auch den letzten Funken Leben. In deinem Stammcafe brennt nur noch ein Teelicht in der letzten Bank und selbst da sitzen schon Fremde und trinken kaltes Erbrochenes aus Porzellangeschirr. Kalt klatscht der Regen auf den Asphalt als die Straßenlaternen schon brennen. Dreckiger Schein in einer dreckigen Zeit in einer gottverdammt dreckigen Welt. Immer mehr beginnt es in meinem Kopf zu dröhnen, alles um mich herum dreht sich. Wie ein Kreisel, nur Scheiße, nur Schrott und ekelhaftes Scheißgefühl. Bilder kommen und gehen, manchmal bleiben sie auch und kotzen mir ins Gehirn. Und jeden Tag geht die Sonne in die falsche Richtung auf und das alte Haus stürzt ein Stück weiter ein. Lass die Stadt doch verrotten, hier will keiner mehr leben! 6. Trümmer Im Bad auf dem Boden, auf dreckverschmierten Fliesen zusammengekrümmt in seinem Elend liegend Erbrochenes und Blut rinnt aus seinem Mund In den Händen nur ein Bleistift und im Kopf ein Berg voller Trümmer Kalter Schweiß durchtränkt die Lumpen am zitternden Körper Atemlosigkeit und ein Stechen im Gehirn Der Raum wird immer kleiner, die Enge wird zur Qual In der Ecke, hinter mir, sitzt mein Schatten - und verblasst Schneide mir die Bilder aus den Augen Schneide mit der Schere alles Fremde aus dem Kopf Schneiden, schneiden, solange bis es mir hier gefällt Schneide, zerschneide, bis der Körper zerfällt 7. Spiegel, Splitter, Schrott Mein Puls läuft auf Reserve Spüre kaltes Blut durch meine Venen pumpen Der Atem stirbt in mir langsam weg Bevor alles vor mir verschwimmt Ich sehe im Spiegel mein Gesicht Ich erkenne den Menschen Doch das dahinter erkenne ich nicht Und mich, mich sehe ich nicht... Das Gesicht zerbricht und der Spiegel beginnt zu bluten Das Gesicht zerbricht Mein Spiegelbild ertrinkt in den Fluten 8. Weltuntergang Folgt Hinüber... wandelt... weht dahin... Hinfort... fällt... geht dahin... Es verdorrt alles was noch lebt Stirbt, wenn das letzte Laub verweht Und alles um mich herum zugrunde geht Und alles in mir zugrunde geht So zeigt sich mir eisgrau im Morgenlicht Wie die Welt tagtäglich zusammenbricht Seuche ‒ Vocals, Guitar, Keyboards P.H. ‒ Bass N.G. ‒ Drums Music and Lyrics by Fäulnis Recorded and mixed early 2009 in the Cheops Crypts by Björn Groth Mastering: A.O.D./Temple of Disharmony Guest Vocals on "Weiße Wände": Phil (Ophis)