Vanitas Lichtgestalten 1. Endlosschleife Die Anfangsszene spielt in grellem Licht Die Sequenzen wechseln schnell und ständig Wieder und wieder der gleiche Abschnitt Wieder und wieder das gleiche Bild Wieder und wieder die gleiche Handlung Niemals endet dieser Film Niemals endet dieses Schauspiel Das Ende setzt den Anfang in Gang Es läuft in einer Endlosschleife Fängt ständig von neuem an Gibt's womöglich gar kein Ende? Kein endgültiges Aus? Wenn wir noch einmal alles sehen, worauf läuft es dann hinaus? Der letzte Augenblick, der kehrt doch immer wieder Alles wiederholt sich, das Sterben wird zur Ewigkeit Ich stehe schweigend neben mir, betrachte meinen Körper Kann nichts mehr kontrollieren, bin bloß mein Gast Wieder und wieder der gleiche Abschnitt Wieder und wieder das gleiche Bild Wieder und wieder die gleiche Handlung Niemals endet dieser Film Es läuft in einer Endlosschleife ständig vor uns ab Das lang ersehnte Ende setzt den Anfang in Gang Es läuft, es läuft, es läuft endlos 2. Lebenslauf Gemeinsam Richtung Zukunft - Viele Menschen, ein Ziel Man sucht die kürzeste Verbindung - Jede Kurve ist zuviel Doch als irgendwann eine Wegkreuzung kam, konnte ich nicht widerstehen Alle drehten sich um und sahen mich an, wollten doch nicht mit mir gehen Wo die anderen wohl schon sind? Sind sie am Ende? schon am Ziel? Sind sie bereits die neuen Sieger, In diesem großen Spiel? Parallel zum Weg - Mit dem gleichen Ziel Ein Lauf der Freiheit - Mein Lauf, ein Spiel Voll Ehrgeiz mit Scheuklappen - Sehe ich sie von weitem gehen Ich marschiere alleine - Wenn ich Lust hab, bleib' ich stehen Ich laufe im Kreis und ich springe, auch wenn die anderen das nicht tun Ich tanze herum und ich singe, wenn ich möchte kann ich ruhen Ohne Jubel, viel, viel später, als der eigentliche Sieger Überquere ich die Linie, breche erschöpft, doch stolz dann nieder Fragt uns, Glaubt nicht, Fragt uns, Glaubt nicht an deren Licht Fragt uns und wir bringen euch das Licht! Glaubt nicht, was man Euch als Licht verspricht! Fragt uns und wir zeigen euch den Weg, Der parallel zum vorgegebnen geht. Denn wir sind Lichtgestalten, wir bringen euch das Licht es wird Zeit, dass man mit der Lüge bricht Glaubt nicht, was man Euch als Licht verspricht / Fragt uns und wir führen euch zum Weg 3. Tausende Quadrate Tausende Quadrate, Kalt und bleich Acht Ecken, die darauf warten, dass mein Blick sie streift Tausende Rillen, die mein Finger sanft berührt Unzählige Sekunden, bis sich jemand um mich rührt Tausende Gedanken, abstrakt und surreal Milliarden von Gefühlen, verwirren allemal Hunderttausend Träume, keiner wird erfüllt Von tausenden Quadraten, bin ich umhüllt Abertausend Farben möchte ich gern sehen Millionen von Metern möcht ich gerne gehen Milliarden von Menschen, kaum einen kenne ich Hunderttausend Wörter, doch niemand spricht Vier Wände und ein Boden als harter Widerstand Hundert Mal dagegen, bin ich schon gerannt Tausende Quadrate, kalt und weiß Bedecken sich langsam mit Farbe und mit Schweiß Fünf große Wunden und ich in Mitten dieser Insel Zwei Finger meiner rechten Hand dienen mir als Pinsel Hunderte Figuren lachen mich nun an Ich war noch nie so glücklich in all den letzten Jahren Tausende Quadrate, Kalt und bleich Die Gesichter, die darauf warten, dass mein Blick sie streift Tausende Farbtupfer, die mein Finger sanft verschmiert Traumhafte Minuten, in denen Freiheit ich verspürt 4. Sammelleidenschaft Ich fühle mich, wie gefangen in einem Tötungsglas Seine leeren Augen starren mich an Ich soll ihn lieben, Gefühle entwickeln Sobald ich "ich selbst" bin, hasst er mich Aufbewahrt in einem Sammlungskasten, umgeben von Glas In ewiger Schönheit. Lebendig, aber tot Er will mich lebendig, aber tot Du willst mich noch nicht so lieben Wie ich mir das vorgestellt Doch ich gebe dir noch Zeit Zu Lernen was dir gefällt Seit Wochen hast du kein Licht gesehen Das brauchst du nicht, glaub es mir Du hast doch alles, du hast ja mich Beklag dich nicht, ich bin ja hier Du bist nicht die Erste, die hier bei mir lebt Meine Sammlung besteht aus vielen Namen, ich hab sie alle so geliebt Alle sahen dir irgendwie ähnlich, sie alle waren wirklich schön Vor allem als sie frisch zu mir kamen Konnte ich mich nie satt sehen Es nimmt dir mehr von deiner Kraft, wenn du andauernd denkst dass mein Sammeln Leiden schafft. Das weißt selbst du schon längst. Du spielst hier das arme Opfer, Führst dich auf wie eine Diva. Ich kann dich gern zu den Anderen legen. Wäre dir das lieber? Du bist so kalt, mein Engel. Du wirkst so müde. Gib mir deine Hand. Ich bin ja hier. Ich bin ihm ausgeliefert, von ihm abhängig Diese Einsamkeit macht mich krank Mir ist kalt, ich bin müde Ich muss von hier entfliehen Diese grauenvolle Stille 5. Missverstanden Ihr denkt, ihr kennt den Weg zur Wahrheit Ihr denkt, ihr kennt den Weg zum Licht Ihr denkt, ihr kennt des Rätsels Lösung Ihr denkt, ihr wisst es. Doch ihr irrt Ihr kauft euch frei von bösen Taten Ihr ignoriert den wahren Sinn Ihr kauft euch frei von eurer Schuld Weil's auch so zur Reinheit führt? Ich heile eure Seelen, mache Wasser zu Wein Der ohne Sünde ist, wirft den ersten Stein In Reih und Glied steht man völlig blind Weil sie nicht verstanden worden sind Millionen Gleichgesinnte orientierungslos in Reih und Glied, allesamt blind Weil 12 Menschen und deren Führer missverstanden worden sind Ich predige vor einer Masse Die meinen Worten Glauben schenkt Trag mein Kreuz bis an mein Ende Solang man mich nicht lenkt Ich respektiere Norm und Regeln ob es nun neun sind oder zehn möchte frei von Zwängen sein und Sünden begehen 6. Re: Inkarnation Hörst du auch die Mutter schreien? Siehst du auch das grelle Licht? Hör nur wie die Mutter schreit, vor Schmerzen oder Glück? Du siehst doch auch das Bild vor dir. Du schämst dich so wie ich. Durchbrich mit mir die Lügenmauer, wahre dein Gesicht! Reich mir die Hand, ich helfe dir. Ich führe dich zum Ziel. Ohne Todesfurcht, in Ewigkeit, es ist ein Kinderspiel. Am Ende sehen wir ein Licht, anders als je gesehen Werden ohne Blut und ohne Fleisch aus uns selbst neu entstehen Ohne Blut, ohne Fleisch, ohne Schmerzen neu geboren Ein neues Weltbild entsteht, wir sind auserkoren Ein neues Denken übernimmt die Herrschaft, Mauern stürzen ein Strukturen werden verworfen und bald vergessen sein Eine Geburt ohne Fleisch und Blut Im Denken, in dem die Freiheit ruht liegt deine freie Wahl Gemeinsam verlassen wir das Tal Des Leidens und der Jammerei Die Nachwelt sei dir einerlei Wir werden über allen stehen Im Denken neu geboren... 7. Kontrollverlust Gesteuert, gelenkt, von außen getrieben Befohlen wird mir jeder Schritt Irgendjemand lässt mich leben Stoppt mich und setzt mich in Tritt Würfelt scheinbar meine Züge Schiebt mich fortan von Feld zu Feld Hat dann Pech und jemand schlägt mich Verliert mit mir sein Geld Eine Runde muss er passen Versucht sodann erneut sein Glück Schiebt mich vorbei an den Kollegen Ich bin ganz vorn, nichts stoppt uns nun Letzte Runde, wir in Führung Mit seiner Hand greift er zu mir Nimmt mich dann an meinem Schädel Und zieht mit mir noch weiter hin Vertraut in mich, setzt all sein Denken in mich.... Wie kann er mir? Wie ich ihm? Wie können wir einander? Wie können wir Vertrauen uns schenken? Er vertraut in mich, setzt all sein Denken In meine Kraft als höchster Trumpf, Vertrauen schenkend bewegt er mich Von seiner Hand, von seinem Geschick Nun addiert er all die Zahlen Punkt für Punkt, den ich gewann Ich hab versucht alles zu geben versucht ganz vorn zu sein Er addiert nun all die Zahlen Punkt für Punkt, den ich gewann Ich hab versucht alles zu geben Belohnt er wohl den Siegesdrang? Endlich das Ziel, mein Herr, er jubelt Gewonnen endlich, aus das Spiel Er nimmt die Welt auf der ich lebe, er nimmt die Welt auf der ich bin und steckt sie mit mir in die Schachtel zurück 8. Menschen...Gott...Maschinen Ich spreche wirklich nur ganz selten, aber dennoch zu dir Du kannst mir das nicht übel nehmen, niemals antwortest du mir Doch in dunklen Stunden, leidvollen Tagen, versuche ich's dann schon Denn obwohl wir uns noch nie begegnet, bin ich dein geliebter Sohn Ich sprech' zu dir, wenn ich dich brauchen kann Meistens sind mir deine Regeln, die Gebote schlicht egal Im Großteil meiner schlechten Taten, seh' ich keinen Sündenfall Doch manchmal, dann wenn ich dich brauche, melde ich mich schon Du erkennst mich ohnehin gleich wieder, ich bin dein verlor'ner Sohn Ich sprech' zu dir, wenn ich dich brauchen kann ...und schon hilfst du mir Du bist der, der mir vergibt Ich hab mich in eine Frau verliebt Als sie mich sah, kam es zum Streit ich hab sie dann von hier befreit Endlich hat sie mich angelacht Da hab ich dann an dich gedacht Du machst mich bestimmt nicht schlecht Solange ich bete, hab ich Recht? Mein Mensch, mein Gott, mein Sinn, mein Gott Mensch und Gott, vergib mein Gott Menschen und Gott, Maschinen und Gott Menschengott, Maschinengott 9. Vergangenes Kehrt Wieder Viel zu lang, um klar zu sehen, Viel zu weit entfernt Viel zu schemenhaft das Bild, Und trotzdem stets der Schmerz Weiß nicht genau wie es geschah, Weiß nicht wie's dazu kam Verdrängen kann ich es bestimmt, Vergessen doch wohl kaum Längst vergessenes keimt in mir auf Es kehrt wieder und nimmt seinen Lauf Und schon trock'ne Tränen fließen, nehmen ihren Lauf / Längst verheilte Wunden bluten, brechen wieder auf Die Zeit, sie heilt Wunden, doch Gedanken nicht Die Zeit, sie heilt Wunden, doch Schmerzen nicht 10. Relatives Freisein Auf abgelegenen Wegen wirkt das Leben halb so schwer Das eigene Licht erkennen bringt Freiheit Wenn man zu sehr bedacht ist, alles spielerisch zu sehen kann es schnell passieren, dass nur noch Mauern um dich stehen Man ist nie ganz frei, nur der Käfig wird größer Im Augenblick der Freiheit, denkt man nicht daran Nie ganz frei, nur die Umgebung wird größer Bis man am Ende merkt, man ist schon wieder gefangen Lichtgestalten verblassen schnell, wenn die Macht der anderen wächst Ohne es zu merken wird man gesteuert Eine unsichtbare Hand spielt ein Würfelspiel mit dir während man Freiheit dir beteuert Man kann nie ganz frei sein, nur der Käfig wächst Quadrate, Spiele, Lebensläufe, Tatsachen und Phantasien Hoffnung, Trauer, Hirngespinste, Ernst und Ironie Leben, Tod und Neugeburten, Licht und Schatten, was ist wahr? Alles scheint so unnahbar / wunderbar