Der Weg Einer Freiheit
Stellar



1. Repulsion

kein Augenblick gewährt mir Sicht
die Stille raubt mir das Gehör
feuchte Luft rinnt durch die Finger
und immer und wieder ruft mich deine Stimme

siehst du in mir den letzten noch Lebenden
oder bin ich tot
in deinem Heim find' ich kein Wohl
so lass mich gehen in Ruhe

mit jedem Tropfen Blut stirbt langsam eine Welt
bis bald die Klarheit ganz getrübt und der Boden dunkelrot

erstickt in dir der Wille, entfacht in mir der Mut
wenn dich der Himmel ruft, verbleibe ich in meinen Schatten
kein Meister hier und jetzt, kein Führer auf meinen Wegen
Vergangenes begraben, um nun in neuem Schein zu glänzen

Repulsion
der Geist sich scheidet

der Himmel reißt auf
aus dunkelblauen Fluten erhebt sich am Zenith ein verborgener Geist
Sterne fallen in meine Augen

siehst du in mir den letzten noch Glücklichen
oder siehst du in mir den letzten noch Blutenden
oder siehst du in mir den letzten noch Lebenden
oder bin ich tot
bin ich du
bin ich?


2. Requiem

du weißt, die Farben währen nicht ewig
auf ein Mal siehst du, danach bist du blind
Taubheit umhüllt die Ohren
du brennst langsam aus
bis nur noch Asche in den warmen Himmel weht
der Abend endlich dämmert
und das einzig Licht das der Sterne ist


graue Fahnen in der Luft umfliegen mich und dämmen den Schein


und ich schwelge mit dir an der Seite durch die Nächte
legst dich nieder auf meine trock'nen Lippen


die Farben sie schwinden wie der Sommer mit dir allein falle ich zurück

erinner' dich

sieh auf zu mir

sag mir du lebst

erinner', erinner' dich


3. Einkehr

seit Tagen atme ich nichts als Staub
die rostig alte Sonne wandert
wie auf einem dünnen Seil entlang am Horizont
sticht in mein Auge und kehrt in mich ein

tief innen wohnt die Wahrheit
der Anfang, der Weg, das Ende

das Licht bahnt sich den Weg durch meine Adern
ich kann es fühlen
wie tausend Sonnen strahlen
suchen den Weg zu dir

wann lerne ich im Takt der Welt zu atmen

schwarz die Lungen, das All in mir
wann lerne ich im Takt der Welt zu atmen

das All in mir
die Haut verbrennt
die Hülle stirbt
das Innerste wird frei

tief innen wohnt die Wahrheit
der Anfang, der Weg, das Ende


4. Verbund

Wort um Wort erstarrt
die Gier nach mehr bildet den Pakt
was uns noch trennt
wird bald der Wahrheit weichen

das Ziel im Auge
doch der Mund verbleibt in stummer Ruhe

in Ungewissheit wiegt sich meine Hoffnung
im Angesicht der Zukunft wage ich nicht zu träumen
der Blick nach oben bleibt mir verwehrt
und alles fällt zusammen

und bleibt doch alles beim Alten
wenn nur noch der Verbund uns trennt


5. Eiswanderer

bei Eiseskälte hinaus in diese Welt
eine Gestalt nur, die durch die Wildnis taumelt
die See liegt neben mir
all der Frust und alle Wut in sich gestaut

der Weg wird steiler und in meinem Nacken brennen ihre Feuer
doch mein Gang führt geradeaus

die Einsamkeit gibt mir Kraft
durch diese Nacht mich zu schlagen
vor der Kälte stets gewehrt
ist sie nun mein Freund

ungewiss wie weit die erfror'nen Füße mich noch tragen
jetzt aber wärmt mich ein ferner Traum von Hoffnung und Glück

das Licht des klaren Nachthimmels durchbricht das Geäst
der Pfad erleuchtet, doch verharrt in dunklen Gedanken

bei Eiseskälte führe ich fort meinen Schritt
das Licht im Nacken nunmehr ein schwaches Leuchten
kehre ich wieder
werde ich einer von ihnen sein

sehe all ihre Gesichter, ihre Züge niemals gleich
doch eines haben sie gemeinsam, der Blick so starr wie Eis

was sollen wir sehen, wenn um uns herum nur Dunkel ist
wo sind die Träume, so schreit' ich voran in die Kälte


6. Letzte Sonne

hoch über mir der Schein des Lebens
ein Herrscher thront über seinem Reich
Wolkenheere rasen vorbei
dahinter meine Freiheit

lass mich los, lass mich ruhen
lass mich von diesem Ort verschwinden
was hält mich hier
was hat mich je hier gehalten

die Sehnsucht, sie überfällt mich
doch finster lauert hinter mir die Furcht
tief im Inneren aber weiß ich
ich bin frei

von allen Seiten dringen Speere in mein Fleisch
doch anstatt Schmerz spüre ich Lust
die Zeichen stehen auf Sturm
ich finde mich wieder mitten im Auge

um mich herum Ruinen einer Welt
die niemand mehr versteht
was hält mich hier
was hat mich je hier gehalten

zum Abschied grüßt mich aus der Ferne die letzte Sonne
ich sehne mich nach ihr so sehr
und verschlungen im Licht stürze ich ins All
Haut an Haut verschmelze ich mit ihr



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